Mit der SAMSUNG Corning Deutschland GmbH hat die Lausitz einen der größten Arbeitgeber der Region verloren. Sie sicherte nicht nur ihren Mitarbeitern den Unterhalt, sondern auch Kleinbetrieben der Umgebung ihre Existenz.

Im Süden von Brandenburg, an der Grenze zu Sachsen, wuchs das Werk geradewegs majestätisch aus dem Boden. Die Nähe zu den Glasmacherstädten Weißwasser und Döbern machte den Investoren die Entscheidung leichter, das Werk in Tschernitz zu bauen. Die Glasmacher der Region erhielten schon zu ihren Anfangszeiten eine sehr gute Ausbildung in ihrem Fach. Das Fernsehkolbenwerk Tschernitz begann 1984 mit der Produktion von Bildschirmen und Konen. Es entwickelte sich zum größten europäischen Standort der Glasproduktion und war schon zu DDR-Zeiten von hoher Bedeutung. Das Werk aus Tschernitz gehörte zum größten Zulieferer für die Farbbildröhrenproduktion in Berlin. 1994 führte die koreanische Firma SAMSUNG Corning die Produktion von TV-Glas unter neuen Marktbedingungen weiter.

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Da die Produktion nicht unterbrochen werden konnte, arbeitete der Betrieb im 4-Schicht-System. Pro Tag wurden 270 t Gemenge, bestehend aus den Glasrohstoffen und Glasbruch, geschmolzen und zu Bildschirmen verarbeitet. Die Produktionsrohstoffe standen unter ständiger Beobachtung und wurden mit modernster Mess- und Regeltechnik überprüft und ausgewertet. Sauberkeit bei der Produktion stand an erster Stelle, damit Ausfälle vermieden und Qualität gesichert werden konnte. Nachdem die Bildschirme gepresst und von einer Temperatur von 500°C auf 60°C abgekühlt waren, wurde die erste Qualitätskontrolle durchgeführt. Fehlerhafte Bildschirme wurden aussortiert und als Bruchglas wieder dem Gemenge zugeführt. Nach der Weiterverarbeitung erfolgte eine zweite Kontrolle. Die letzte Kontrolle erfolgte vor dem Verpacken. Nichts ist teurer, als wenn der Endverbraucher ein komplettes Fernsehgerät reklamiert. Das Sortiment umfasste die Produktion von 20 Zoll bis 32 Zoll Bildschirmen. Später passte das Unternehmen sich den neuen Marktanforderungen an und konnte zusätzlich zum Format 4/3, auch 16/9 produzieren. Am Ende produzierte Tschernitz Glas für den flachsten Röhrenfernseher von SAMSUNG, den SlimFit.

Der zweite Bereich der Produktion bildete die Herstellung von Konen. Je nach Sortiment konnten pro Tag z.B. 17.000 20 Zoll Konen oder 12.000 28 Zoll Konen produziert werden. Für die Konen-Herstellung stand eine extra Schmelzwanne mit einem Fassungsvermögen von ca. 230 t zur Verfügung. Die Beachtung von Qualitätsstandards und die Einhaltung von Parametern an jedem Arbeitsplatz, vom Gemengehaus bis zur Verpackung, bildeten den hohen Anspruch an Qualität und Quantität. Dies wusste das Samsung Werk in Berlin ebenfalls zu schätzen. Hinzu kamen eine ständige Weiterbildung der Mitarbeiter und die besondere zwischenmenschliche Beziehung zu den Kollegen der Hauptstadt. SAMSUNG Corning Tschernitz schaffte es, in den Jahren zum anerkannten TV-Glas-Lieferanten in aller Welt zu werden.

Ihren Dank gegenüber den Arbeitnehmern erwies die Geschäftsführung jährlich beim stattfindenden SAMSUNG Family Day. Dieser "Tag der offenen Tür" lud Menschen aus Nah und Fern ein, sich einen Eindruck von der TV-Glasherstellung zu verschaffen. Auf dem Sportplatz von Tschernitz wurde darüber hinaus den Mitarbeitern und Besuchern ein buntes Programm aus koreanischer Tradition und Moderne geboten. Sport- und Kulturvereine und soziale Einrichtungen nutzten den Tag auch dazu, sich bei der Firma für ihre Unterstützung zu bedanken. 2004 besuchte auch der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck den Family Day und würdigte das Engagement des Samsung Werkes gegenüber seinen  Mitarbeitern und dem Standort. Er würde sich freuen, wenn noch mehr Firmen über ihre Firmenmauern hinaus schauen und sich für die Menschen in ihrer Nähe interessieren und einsetzen würden.

Am 01.09.2007 ging die Ära der SAMSUNG Corning Deutschland GmbH in Tschernitz zu Ende. Doch die am Standort entstehende neue Produktion der Glasmanufaktur Brandenburg GmbH kann für die Region und ihre Menschen zu einer neuen Bestimmung werden.

(D.J.)

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